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50 Jahre Handball SSV Brixen

JUBILÄUMSFEIER: DER BRIXNER HANDBALL FEIERT SEINEN 50ER

Eine Sportart schreibt Geschichte

Kein anderer Sport hat Brixen dermaßen geprägt wie der Handball – das muss man neidlos anerkennen. Nicht nur quer durch Südtirol, sondern durch Restitalien und auch über die Grenzen hinaus hat der Handballsport den Namen von Brixen getragen. Heuer feiert die Brixner Handballkultur ihr 50-Jahr-Jubiläum – und zwar auf extravagante Art.

Alles begann im Jahr 1971, als Ralf Dejaco und seine Frau Helga vom gemeinsamen Freund Heinz Gutweniger aus Bozen mit dem Handballvirus infiziert wurden.

Sie gründeten ein Damen- und ein Herren-Team, in denen sie auch selbst mitspielten. Sofort mit im Boot und auch auf dem Spielfeld waren Paul Cestari, Paul und Hans Costazza, Maria Luise Pimpl, Birgit Schatz, Evi Brenninger und auch Ralfs Schwester Maria – um nur einige zu nennen. Gemeinsam führten sie unter der Federführung der Dejacos den Brixner Handball Schritt für Schritt in Richtung Popularität. Schon bald organisierte der Verein Turniere, die vorwiegend in der damals neugebauten Coni-Sporthalle stattfanden und in der die Zuseher aus Platzgründen quasi im Spielfeld standen. Auch an der italienischen Meisterschaft nahmen die Brixner teil. Per handgemachtem Plakat wurden die Jugendlichen zum Training aufgerufen. Als „Ein Spiel für alle“ wurde der Handballsport damals beworben – und das war er auch. Der Vereinsvorstand, der fast ausschließlich aus aktiven Spielerinnen und Spielern bestand, war recht rührig. Ihnen ist die in Brixen wachsende Beliebtheit der Sportart zu verdanken. Ralf Dejaco stand dem Verein als erster Präsident vor, gleichzeitig hatte er die Rolle des Mannschaftsführers der Herrenmannschaft inne. In nur vier Jahren schaffte es die Herrenmannschaft, von der dritten in die höchste Handballliga Italiens aufzusteigen. Maßgeblich daran beteiligt war Paul Cestari, der in den damaligen Presseberichten mit 100 Toren als „tragende Säule“ der Mannschaft bezeichnet wurde. Da für die Beteiligung an der Meisterschaft der Serie A viel Geld nötig war, begaben sich die Brixner auf die Suche nach einem Sponsor, der in der Brauerei Forst alsbald gefunden wurde. Sowohl das Herren- als auch das Damenteam wurden vom Südtiroler Traditionsunternehmen über Jahrzehnte finanziell unterstützt. Als Gegenleistung wurde der Name des Sponsors auf den Spielleibchen sowie in den Namen der Teams aufgenommen. Der SSV Brixen Forst spielte ab diesem Moment nicht mehr in der SSV-Vereinsfarbe Blau, sondern in der Forst-Farbe Grün.


Im Handball-Olymp.
Während die Männer zwar recht gut in der Serie A mitspielten, standen sie für einige Jahre im Schatten der sehr erfolgreichen Brixner Damen. Diese gewannen nach ihrem Aufstieg in die erste Liga in der Saison 1977/78 zur Überraschung aller den Italienmeistertitel und hoben sich damit in den Handball-Olymp – mit ausschließlich einheimischen Spielerinnen wohlgemerkt. Auch der zweite Titel ließ nicht lange auf sich warten: Die Brixnerinnen holten ihn sich in der darauffolgenden Saison. Am starken Damenteam führte ganze siebenmal kein Weg vorbei: In den Jahren zwischen 1980 und 1985 gehörten Evi Brenninger, Gabi Wolf, Renate Mitterer, Elke Niederwieser, Gabi Schmidhofer, Dagmar Gitzl und Rosi Hofer, um nur einige zu nennen, zur Crème de la Crème des italienischen Handballs. Verstärkt wurden die einheimischen Spielerinnen von ausländischen Nationalspielerinnen, wie etwa der Tschechin Lubica Mrázová und der Schwedin Ann-Britt Carlsson. Die Männer mussten etwas länger auf die ganz großen Erfolge warten: Nach den Vizemeistertiteln in den Jahren 1985, 1988 und 1989 sowie den Pokalsiegen von 1982 und 1988 hielten sie in der Saison 1990/1991 endlich den langersehnten Meisterpokal in den Händen. Unter der fachkundigen Regie von Trainer Miklos Kovacs waren der Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft, Michaly Kovacs, der Sizilianer Marcello Fonti und die einheimischen Spieler Michael Niederwieser, Hubi Nössing, Christian Moser und Helmuth Durnwalder maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt, der sich 1991/1992 wiederholte. Der damalige Hype um den Brixner Handballsport war in der ganzen Stadt zu spüren. Die Spielstätten – zuerst die Coni-Halle, ab 1981 dann die Handballhalle in der Sportzone Süd – konnten die vielen Zuschauer kaum unterbringen. Das Handballfieber war endgültig in Brixen angekommen. Als Nabel der Handballwelt, als Handball-Hochburg, wurde die Bischofsstadt in den Medien bezeichnet. Motivation genug für die Vereinsverantwortlichen, sich nach der C-WM 1984 und der Weltmeisterschaft/Olympiaqualifikation 1987 auch für die Austragung der Europameisterschaft der Herren 1998 und der Damen WM 2001 zu bewerben – und diese dann auch gemeinsam mit Bozen, Meran und Rovereto auszutragen.

Aus den eigenen Reihen. Die Brixner Handballteams konnten stets auf die Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen zählen, die immer wieder Italienmeistertitel in den jeweiligen Altersklassen gewannen. Im Jugendzentrum Eisacktal werden starke Jugendspielerinnen und -spieler aufgebaut, die sich den Einsatz in der ersten Mannschaft zum Ziel setzen. Mitte der Achtzigerjahre gab es zeitweise sogar Konkurrenz aus der eigenen Stadt: Der ASV Milland stellte eine starke Mannschaft auf, die zuerst in der Serie A2 und dann für ein Jahr auch in der Serie A1 spielte. Später wurden die beiden Mannschaften zu einer einzigen zusammengeführt. Der Sprung in die etablierte erste Mannschaft war vor allem in den besten Jahren des Brixner Handballvereins ein prestigeträchtiger Schritt: Das Damenteam feierte diese Hochzeiten wie gesagt in den Achtzigerjahren, die Herren Anfang der Neunziger. Nach diesen Erfolgen folgten einige Dürrejahre – nicht etwa, weil die Mannschaften abgestiegen waren, sondern weil sie aus finanziellen Gründen auf die Teilnahme in der Serie A verzichten mussten. Die Herren rutschten 2007 sogar dorthin zurück, von wo sie gekommen waren: in die dritte Liga. 2010 traf die Damen dasselbe Schicksal. Natürlich hat sich der Handball in Brixen aber zurückgekämpft: Die Männer und auch die Frauen standen nur wenige Jahre darauf wieder ganz oben – in der Serie A, wo sie bis heute vorne mitspielen. Meistertitel hat es zwar keinen mehr gegeben, aber die Damen konnten im Vorjahr den italienischen Supercup gegen den damals amtierenden Italienmeister Salerno gewinnen.

Feste feiern, wie sie fallen. Auch wenn der Hype um den Sport in den letzten Jahren etwas abgeflacht ist, darf sich Brixen getrost immer noch als Handballstadt bezeichnen – und diese steht im heurigen Jubiläumsjahr 2021 gemeinsam mit dem Handballsport im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Ende Mai wird der Auftakt des Jubiläumsjahres in der Brixner Handballhalle eingeläutet: Am 29. Mai, zufälligerweise fast auf den Tag genau 30 Jahre nach dem Gewinn des ersten Herren-Italienmeistertitels, findet das letzte Spiel der heurigen Meisterschaft statt. Der Gegner hieß damals wie heute: Triest! Brixen wird dabei im eigens kreierten T-Shirt aufs Feld laufen und gibt so den Startschuss zum Jubiläumsjahr. Ein eigens ins Leben gerufenes Organisationskomitee rund um den SSV-Brixen-Präsidenten Stefan Leitner bereitet sich bereits seit Monaten auf die Feierlichkeiten vor. Coronabedingt müssen diese allerdings auf eine wesentlich ruhigere Art und Weise stattfinden, als es der Brixner Handball eigentlich gewohnt ist. Mehrere Programmpunkte werden unter dem Titel „Handball.Kultur.Brixen“ vereint. Initiator und Namensgeber der Aktion Zeno Kerschbaumer freut sich besonders auf diese neue Art von Feier: „Handball hat nämlich in Brixen nicht nur sportlichen Stellenwert, sondern ist tief in der Gesellschaft verwurzelt. Wir möchten 50 Jahre Emotionen wiederbeleben.“ Auf seine Initiative hin wurde von Grafiker Arno Dejaco eigens ein Logo kreiert: ein Handballtor, das die Zahl 50 umrahmt. Die Feierlichkeiten umfassen mehrere Programmpunkte, die, wie es der Name schon sagt, größtenteils den Sport und die Kultur verbinden: Im Mai wird es beispielsweise in den drei Brixner Banken, der Raiffeisenkasse Eisacktal, der Sparkasse sowie der Volksbank, eine Fotoausstellung geben. Die 50 ausgewählten Handball-Fotos können dort begutachtet und auch erworben werden. Außerdem werden 16 Brixner Kunstschaffende unter der Federführung von Hartwig Thaler Kunstwerke rund um das Thema Handball kreieren, die an zentralen Punkten in der Altstadt begutachtet und ebenso erworben werden können. Im August erscheint eine Sonderausgabe des „Brixner“, in der die vergangenen 50 Brixner Handballjahre mit vielen Fotos und Geschichten rund um das Thema gewürdigt werden. Ebenso im August, das Datum muss aufgrund der Corona-Pandemie erst noch fixiert werden, soll auf dem Domplatz ein Altherren-Turnier samt kleinem Fest stattfinden. Abgeschlossen werden die Handball-Jubiläumsfeierlichkeiten Anfang September – exakt zum Auftakt der neuen Handballsaison. Damit fällt dann der Startschuss für weitere 50 Jahre Handballkultur in Brixen.

evi.hilpold@brixner.info
Leserbriefe an: echo@brixner.info


ZITAT

„Handball hat in Brixen nicht nur sportlichen Stellenwert, sondern ist tief in der Gesellschaft verwurzelt; wir möchten 50 Jahre Emotionen wiederbeleben“ Zeno Kerschbaumer, Initiator von „Handball.Kultur.Brixen“

Quelle: BRIXNER